oder: Wenn Bischöfe wetten
Den Landschaftspark Spiegelsberge am Rande Halberstadts verschönern einige Sehenswürdigkeiten: Belvedere, Eremitage, Heinrichs Ruh u.v.m. Das Jagdschloss Spiegelsberge beherbergt in seinem Keller aber mit dem größten jemals befüllten Riesenweinfass eine besondere Kuriosität...
Der Halberstädter Bischof Heinrich Julius von Braunschweig saß einmal mit einem befreundeten Bischof bei einem Glas Wein vor seinem Schloss in Gröningen. Dabei kamen sie auf die Redlichkeit der Diener zu sprechen. Der fremde Bischof sprach diese allen ab, Heinrich Julius schwor zumindest auf die Ehrlichkeit seines Schäfers Konrad. Darüber schlossen beide eine Wette ab. Da kurz zuvor vom Heidelberger Riesenweinfass die Rede war, sollte der Wetteinsatz der Bau eines noch größeren Weinfasses sein. Heinrich Julius hatte in der Schafherde einen handzahmen Lieblingswidder „Harm“. Das wusste auch der fremde Bischof, deswegen setzte er seinen Diener auf Konrad an. Konrad wollte heiraten, aber seine Braut wollte erst das Jawort geben, wenn er etwas gespart und ein eigenes Häuschen hätte. Das fand der fremde Diener schnell heraus. Also ging er zu Konrad und sprach: „Wenn du mir Harm verkaufst, hast du genügend Geld für Haus und Erspartes. Und falls dein Herr nach Harm fragt, sagst du, er sei entlaufen oder gestohlen worden.“ Der Schäfer wollte sich nicht auf dieses Geschäft einlassen, als ihn dann aber noch seine Braut der Dummheit bezichtigte während er ihr am Abend von diesem Angebot erzählte, war es bald um seine Standhaftigkeit geschehen und er übergab dem fremden Diener den schönen Widder.
Als nun anderentags die beiden Bischöfe beim Mahl saßen, zog die Schafherde vorbei, aber kein Harm kam auf Rufen Heinrich Julius. Da wurde dieser misstrauisch und fragte Konrad. Insgeheim freuten sich schon der fremde Bischof und sein Diener, weil sie die Wette für gewonnen glaubten. Der Schäfer aber, der seine Tat schon bitter bereute, beichtete seinem Herrn alles. Der Halberstädter Bischof, der nun die Wette gewonnen hatte, bekam sein Riesenweinfass und Konrad Geld für seine Hochzeit. Das Weinfass wurde dann im 18. Jahrhundert von Gröningen in das Jagschloss Spiegelsberge gebracht.