oder: Wenn Jäger zum Gejagten werden
oder: Wenn Jäger zum Gejagten werden
Der westlichste Ort Sachsen-Anhalts, Wülperode, ist ein behagliches Dorf, ein kleiner Geheimtipp. Den Fachwerkhäusern und dem vielen Grün sieht man es gar nicht an, nur eine verwitterte Grabplatte im Ort weist auf die Plage hin, die von hier aus seit Jahrhunderten den Harz heimsucht...
Hans von Hackelberg war im 16. Jahrhundert ein Oberjägermeister im Dienste des Herzogs Julius von Braunschweig. Seine ganze Leidenschaft galt der Jagd. Eines Nachts träumte Hackelberg, dass ihn ein starker Keiler bei der am nächsten Tag angesetzten großen Jagd töten werde. Er überlegte hin und her, ob er dieses Einemal das Jagen sein lassen sollte. Da seine Waidkollegen ihm dazu rieten, verfolgte er die Jagd im Harz nur aus der Ferne. Nach der Jagd wurden in Harzburg die erlegten Tiere bei Kerzenschein in Eichenlaub gebettet, es war auch ein mächtiger Keiler darunter. Hackelberg konnte nicht an sich halten, verspottete den Keiler, hob gar den trutzigen Kopf an und sprach höhnisch: „Nun hast du mir doch nichts anhaben können.“ Beim Ablegen aber glitt ihm der Kopf aus der Hand, so dass der messerscharfe Hauer des Tieres ihm am Bein durch den Stoff seiner Hose einen bösen Ritzer verpasste.
Anfangs beachtete Hackelberg die an sich nicht schlimme Verwundung kaum, doch schon am nächsten Morgen sah man eine eitrige Entzündung, die sich stündlich verschlechterte. Um den herzoglichen Arzt zu konsultieren, machte sich Hans von Hackelberg auf nach Wolfenbüttel. Bereits in Wülperode verließen ihn die Kräfte, so dass er im dortigen Klepperkrug rastete. Hier fühlte er seinen Tod nahen, noch im letzten Moment verfluchte er sich selbst: „Niemals, selbst der Tod nicht, soll mich jemals am Jagen hindern! Bis zum Jüngsten Tag will ich durch die Wälder ziehen.“. So geschah es, denn obwohl man seinen Leichnam im Garten des Gasthauses begrub, mit einer Sandsteinplatte abdeckte, begann schon kurz darauf die furchterregende, ewige Jagd des Hans von Hackelberg in den Wäldern des Harzes.