oder: Habgier kommt vor dem Fall
Vor Zeiten wurde in einer Grube in Andreasberg das Rotgülden gefördert. Es war so kostbar, dass die Bergmänner nach jeder Schicht am ganzen Körper nach Gestohlenem durchsucht wurden. Im Schacht jedoch war es unheimlich; während tagsüber nie etwas passierte, fanden viele Bergleute nachts den Tod. Dem wollten zwei mutige Kameraden auf den Grund gehen und fuhren in der Dunkelheit in die Grube, obwohl es nicht ihre Schicht war. Aus einem Versteck heraus konnten sie um Mitternacht beobachten, wie mit furchtbarem Gebrüll eine ochsenähnliche Gestalt herantoste. Die arbeitenden Bergmänner warfen ihr Gezähe fort und rannten weg.
Die beiden Kameraden aber stürzten sich auf das Ungetüm und schlugen mit ihrem Werkzeug auf die Gestalt ein, bis sie mit menschlicher Stimme um Gnade flehte. Als daraufhin die Kameraden die Ochsenhaut herunterrissen, kam der ihnen bekannte Steiger Calvör zum Vorschein. Obwohl er sowohl stark als auch lang war, war er nun durch die Schläge übel zugerichtet. Er gestand, in der Verkleidung die Bergleute erschreckt und getötet zu haben, um edles Metall für sich zur Seite zu schaffen. Damit war er reich geworden. Zuletzt wollte er die Bergmänner mit viel Geld bestechen, wenn sie schweigen würden. Doch darauf gingen die Kameraden nicht ein, zeigten ihn vor dem Berggericht an. Als Calvör für seine Strafe abgeholt werden sollte, stürzte er sich in den Schacht und brach sich das Genick. Seitdem soll er in den Gruben in St. Andreasberg umgehen. Und stieß man auf unüberwindliches Gestein, so hieß es: „Da steht der lange Calvör schon wieder mit seiner Ochsenhaut!“