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Harzer Mineralquelle Blankenburg GmbH

von Maximilian Schmidt


In nur 15 Minuten wird eine gebrauchte Flasche vom Leergut zum Vollgut. „Voll gut!“, entfährt es uns spontan. Ralph Weitemeyer und seine Tochter Ricarda schmunzeln. Stolz führen uns die beiden Unternehmer durch ihr „Wasserreich“, die Harzer Mineralquelle GmbH in Blankenburg. Am Fuße der Burg Regenstein produzieren sie mit zwei Abfüllanlagen Mineralwasser und Limonaden in großem Stil für die Region. 24 Stunden am Tag, in drei Schichten, vollautomatisch.
„Dort hinten“, Ralph Weitemeyer zeigt in die andere Richtung der großen Halle, „werden die leeren Glasflaschen zunächst sortiert. Das ist sehr aufwendig, Handarbeit eben. Manchmal müssen wir sogar das Band anhalten.“ Anschließend übernehmen die Maschinen, überwacht von vier bis fünf Mitarbeitern. Die Schraubverschlüsse werden abgedreht. In einem Stahlkäfig sausen sie, von einem Luftstrom getrieben, wie in einer Popcornmaschine wild umher und prallen gegen die Wände. „Dort wo es dampft, werden die Flaschen bei 80 Grad gewaschen", erklärt uns der Getränkeproduzent. "Hier wird abgefüllt, anschließend sofort verschlossen und da drüben etikettiert. Alles im Akkord." 16.000 Flaschen laufen pro Stunde über das Band. Am Ende wartet der Verlade-Roboter, zählt neun Kisten ab und stellt sie punktgenau auf eine Palette. „Jetzt kommen Sie mal herüber!“, treibt uns der Unternehmer begeistert voran. „Der neue Elektrogabelstapler transportiert vier Paletten mit einem Gewicht von jeweils 630 Kilogramm mit einem Mal. Und da hinten gelangen wir zur PET-Abfüllung und …“ Hier ist der Seniorchef in seinem Element, zeigt uns die neu gebaute Lagerhalle, die Büros für den Vertrieb und das Lebensmittellabor zur Kontrolle und Überwachung.

Im lichtdurchfluteten Eckbüro von Ralph Weitemeyer, abseits vom Trubel in der Halle, lassen wir die Eindrücke wirken. Große Fenster geben den Blick frei auf die Stadt Blankenburg und das dahinter aufstrebende Harzgebirge. Auf dem Tisch stehen in allen erdenklichen Farben und Formen Mineralwasser- und Limonadenflaschen. So, wie man es sich bei einem Getränkehersteller vorstellt. „Es gibt auch Kaffee“, beruhigt uns Ralph Weitemeyer, schenkt uns ein und merkt fast nebenbei an, dass zum Kaffee ein Glas Wasser nicht verkehrt sei. Geschäftstüchtig auf eine sehr sympathische Art.
Das Mineralwasser und die „Harzer Kräuterhexe“ tragen das Typisch Harz-Siegel. Daneben stehen Bitter Lemon, Ginger Ale und Limonaden aus Orange, Zitrone und Schwarzer Johannisbeere. "Zum Sortiment gehören auch isotonische Sportgetränke", erklärt uns Ricarda Weitemeyer, verantwortlich für die Entwicklung neuer Produkte, "sowie eine sortenreine Apfelschorle. Das ist etwas Besonderes!" Ein bis zwei Sorten kreiert sie im Jahr, deren Integration in die Produktionsabläufe nicht unaufwendig ist. Ihrem Vater liegen besonders die Asco-Cola und die Orancia-Limonade von früher am Herzen. Dessen Vater, also ihr Opa, ist der Erfinder des Orangenkonzentrats. Zu DDR-Zeiten trank man die beliebte Limonade im ganzen Land.

Unser Blick fällt auf ein Gemälde, das eine bewaldete, hügelige Landschaft mit Bergen im Hintergrund zeigt. Sichtlich erfreut, kommt Ralph Weitemeyer ins Plaudern: „Das könnte bei Benzingerode sein, wo ich mit meiner Frau wohne." Wir erfahren, dass es von Otto Illies stammt. Der Maler gehörte zur Künstlerkolonie Wernigerode. „Mein Großvater Erich hat mit Illies im Ersten Weltkrieg in Frankreich gedient. Jahre später trafen sich die beiden im Zug nach Wernigerode wieder. Mein Großvater erkannte ihn gleich an seiner tiefen Stimme.“
Seit Generationen sind die Weitemeyers im Harz verwurzelt. Großvater und Vater betrieben am nördlichen Harzrand bei Dingelstedt im Huy erfolgreich eine Konservenfabrik, die selbst nach der Enteignung durch die DDR-Regierung 1972 der Dreh- und Angelpunkt der Familie blieb. Ricarda Weitemeyer kann das nur bestätigen: „Für mich war der Betrieb ein großer Spielplatz. Statt zum Klavierunterricht, ging ich die Fabrik erkunden." Später, als ihr Vater nach Agrartechnik-Lehre und Lebensmitteltechnologie-Studium in der Hasseröder Brauerei arbeitete, schlich sie auch hier hin und wieder um die Gärbottiche. „Ein Wunder, dass ich da nirgends reingefallen bin!“, resümiert sie heute. "Denn das Bier wurde noch in offenen Bottichen gebraut."
Zehn Jahre lang arbeitete Ralph Weitemeyer "mit Leib und Seele" in Wernigerode, dann erhielt er Ende 1988 das Angebot, Direktor des VEB Harzer Mineralquellen in Blankenburg zu werden. „Ich nahm an. Da war an die Wende ja gar nicht zu denken“, erinnert er sich. Ein Jahr später fand am 9. November eine Betriebsfeier statt. „Ich glaube, es war die Weihnachtsfeier.“ „Als Mama und ich die Nachricht von der offenen Grenze hörten, warst Du zumindest nicht dabei.“ Vater und Tochter versuchen die Geschehnisse zu rekonstruieren. „Die Mitarbeiter erzählten mir, dass wir jetzt in den Westen können. Da dachte ich: Was soll das nächste Woche werden, wenn alle drüben sind?“ Ralph Weitemeyer wurde damals bange. „Doch Montag, Punkt sechs Uhr, waren alle wieder an ihren Plätzen!“

Eine schwierige Zeit begann für die Firma, ihren Direktor und seine Mitarbeiter. Die Einführung der D-Mark traf das Unternehmen genauso hart wie die plötzlichen Absatzschwierigkeiten. Der Verkauf schrumpfte um 80 Prozent. Zu DDR-Zeiten rissen ihm die Konsumenten seine Produkte aus den Händen, nun musste Ralph Weitemeyer auf einmal seine Ware aufwendig anpreisen. Wo man das so schnell lernt, wollen wir wissen. Ricarda Weitemeyer strahlt ihren Vater an: „Du warst eben pfiffig.“ Er baute einen Getränke-Fachgroßhandel auf, verkaufte fortan die Konkurrenzprodukte aus den alten Bundesländern und brachte dabei – zumindest in kleinen Mengen – auch Wasser aus eigener Herstellung unter. So blieben von 100 Arbeitsplätzen immerhin 30 erhalten. Dank dieser Unternehmensstrategie vermehrten sich die Geschäftskontakte und wuchs die regionale Vernetzung seiner Firma. Drei Jahre stand der Betrieb unter Aufsicht der Treuhand. Eine Brauerei aus dem Rheinland stieg in das Unternehmen ein, verlor jedoch 1997 das Interesse. Ralph Weitemeyer ergriff die Gunst der Stunde und kaufte die Harzer Mineralquelle GmbH Blankenburg. „Da musste die ganze Familie mitziehen!“, so der Unternehmer, dessen Frau Nicola ebenfalls fest eingebunden ist. „Und auch mein Mann Matthias kam nicht umhin, in die Firma einzusteigen“, bemerkt Tochter Ricarda verschmitzt. Der gelernte KFZ-Mechaniker und Speditionskaufmann leitet den Fuhrpark und die gesamte Logistik. Mehr als 80 Menschen arbeiten heute wieder beim Blankenburger Getränkeproduzenten.

Das Mineralwasser, das heute gefördert wird, fiel vor rund hundert Jahren im Bereich der Harzhochfläche als Regen auf die Erde, versickerte im Boden und suchte sich allmählich seinen Weg über Michaelstein hierher. Die Gesteinsschichten haben es gefiltert und mit Mineralien angereichert. „So trinken wir heute ein Stück vom Regenstein.“ Das ist mal typisch Harz!

Ralph Weitemeyer

Der Familienbetrieb plante sogleich Investitionen in die Zukunft. Das Unternehmen sollte aus der Stadt in das Gewerbegebiet am Regenstein verlegt werden. "Wir begannen mit Probebohrungen“, erzählt Ralph Weitemeyer. Ein Ingenieurbüro für Hydrogeologie aus Nordhausen hatte das Gelände bereits analysiert. Die exakte Stelle für die Bohrung bestimmte der Chef aber selbst – mit der Wünschelrute! „Das wollte ich mir nicht nehmen lassen!“, lacht Ralph Weitemeyer heute noch. „Da mussten die Wissenschaftler mal kurz wegschauen.“ Gleich der erste Bohrversuch war erfolgreich. Bei einer zweiten Bohrung, stieß man später auf ein Wasservorkommen, das noch stärker mineralisiert ist. „Nicht die Tiefe der Bohrung ist entscheidend, sondern der Mineralgehalt der angezapften Wasserader“, erklärt Ralph Weitemeyer. „Blankenburger Wiesenquell besitzt einen Gehalt von etwa 700 Milligramm pro Liter, Regensteiner Mineralbrunnen rund 500 Milligramm. Außerdem sind beide natriumarm und somit gut für Babynahrung geeignet.“ Die Wasserqualität wird einerseits amtlich überprüft und andererseits im hauseigenen Labor lückenlos, Charge für Charge, dokumentiert.

Was das Blankenburger Wasser so besonders macht, wollen wir schließlich noch wissen. Ralph Weitemeyer zeigt auf das Fenster hinter seinem Schreibtisch. „Dort sehen Sie die Burg Regenstein auf dem Sandsteinfelsen. Dieser zieht sich unter uns hindurch bis in den Harz.“ Das Mineralwasser, das heute gefördert wird, fiel vor rund hundert Jahren im Bereich der Harzhochfläche als Regen auf die Erde, versickerte im Boden und suchte sich allmählich seinen Weg über Michaelstein hierher. Die Gesteinsschichten haben es gefiltert und mit Mineralien angereichert. „So trinken wir heute ein Stück vom Regenstein.“ Das ist mal typisch Harz!

Beim Verabschieden sehen wir im Flur ein selbstgebasteltes Poster, auf dem in großen Lettern „Danke sagt die Kita Zwergenland“ steht. Ricarda Weitemeyer, die als diplomierte Kauffrau auch das Marketing leitet, klärt uns auf: „Im Fokus des Sponsorings stehen vor allem sportliche Events wie der Harzgebirgslauf oder der thematische Weitwanderweg Harzer-Hexen-Stieg. Aber wir nehmen auch unsere soziale Verantwortung sehr ernst und unterstützen gern kleinere Projekte vor Ort, wie hier das Sommerfest." Dem freundlichen Händeschütteln legt sie noch einen Wunsch bei: "Die Region sollte noch stärker zusammenhalten."

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