Nachdem wir zunächst ein kurzes Stück auf der Brockenstraße gewandert sind, biegen wir nach dem Wasserwerk und der Überquerung des Schwarzen Schluftwassers rechts ab und folgen der Ausschilderung „Brocken über Eckerloch“. Im Tal des Schwarzen Schluftwassers („Schluft“ von Schlucht) wird der Weg nun steiler und steiniger. Der Bach entspringt in einem Quellmoor am Südhang des Brockens.
Bis zur Überquerung der Brockenbahn wandern wir durch Wälder, die einst vom Menschen angepflanzt und bis in die jüngere Vergangenheit genutzt wurden. Schon vor über 2000 Jahren wurden im Harz die ersten Wälder gerodet, um Bergbau und Hütten mit Holz und Holzkohle zu versorgen. Naturwälder konnten den steigenden Holzbedarf nicht mehr befriedigen und mussten daher Forsten weichen, die fast ausschließlich aus schnellwachsenden Fichten bestanden. Seit der Ausweisung des Nationalparks entstehen aus diesen Wirtschaftswäldern nun wieder naturnahe Bergmischwälder. Laubbäume, wie Buche in den tieferen und Bergahorn oder Eberesche in den höheren Lagen, sollen ihre angestammten Plätze zurückerobern. Durch den starken Borkenkäferbefall wird es allerdings viele Jahre dauern, bis die abgestorbenen Fichten durch einen naturnahen Mischwald ersetzt werden. Mitunter ist hierzu die Starthilfe des Menschen in Form von Waldentwicklungsmaßnahmen des Nationalparks erforderlich.
Nach der Überquerung der Brockenbahntrasse ist es nicht mehr weit bis zur Schutzhütte am Eckerloch. Vor dem steilen Aufstieg über den Eckerlochstieg empfiehlt es sich, hier eine Verschnaufpause einzulegen. Über z.T. große Steine führt der Weg nun bergauf. Vom Menschen völlig unbeeinflusste Urwälder gibt es in Mitteleuropa nicht mehr. Es existieren aber wenige Reste noch sehr naturnaher Wälder, zu denen der 1000 ha große Wald an den oberen Hängen des Brockens gehört. Das raue Klima, die geringe Wuchsleistung der Bäume und die schwere Zugänglichkeit verschonten diesen Wald weitgehend von Axt und Säge. das tote Holz bietet nun Lebensraum für Pilze, Insekten und Tiere. Farne und Gräser bestimmen das Bild der Bodenflora.
Nachdem wir die Brockenstraße erreicht haben, auf die wir links einbiegen, wird der Wald nochmals lichter, bis sich nur noch wenige bizarre Baumgestalten gegen den immer stärker werdenden Wind stemmen. Bei ca. 1.100 m ü. NHN erreichen wir die Waldgrenze am Brocken. Sie ist als nördlichste natürliche Waldgrenze in Zentraleuropa besonders wertvoll für den Naturschutz. Als windreichster Berg Deutschlands zeichnet sich der Brocken durch ein besonders raues Klima aus. Die mittlere Niederschlagsmenge liegt bei 1.600 mm/ Jahr und die Jahresmitteltemperatur beträgt ca. 4 °C. Aufgrund dieses außergewöhnlichen Klimas hat der Brocken als einzige Erhebung der deutschen Mittelgebirge eine waldfreie Kuppe. Eine zwergstrauch- und grasreiche Bergheide breitet sich hier aus.
Oben angekommen empfehlen wir Ihnen den Besuch des Brockenhauses, das als Nationalparkhaus täglich geöffnet hat. Mit seinen zahlreichen Präsentationen gibt es Auskunft über den Nationalpark Harz, Flora, Fauna und Geologie, aber auch über die wechselhafte Geschichte des Berges. Weitere Informationen zur Brockenkuppe können Sie außerdem im Faltblatt „Der Brocken im Nationalpark Harz“ nachlesen.
Der Rückweg erfolgt auf derselben Strecke. Alternativ zum Eckerlochstieg ist auch der ca. zwei Kilometer längere aber einfachere Abstieg über die Brockenstraße bis zum Mönchsstein und von da aus über „Alte Bobbahn“ und „Neuen Weg“ zurück nach Schierke möglich. Auf dieser Strecke ist ein kurzer Abstecher vom Weg auf den Urwaldstieg hinein in den Brockenurwald zu empfehlen. Insgesamt überwinden Sie bei dieser Wanderung auf teilweise steilen und stein- und wurzelreichen Wegen einen Anstieg von ca. 500 Höhenmetern. Gutes Schuhwerk ist unbedingt erforderlich.