Unsere Motorradtour in der Region Südharz/Kyffhäuser
Motorradfahren oder Sightseeing? Eine Frage, die sich in der Region Südharz/Kyffhäuser durchaus stellt, wenn man dort auf zwei Rädern unterwegs ist, wie wir das im Sommer 2023 erstmals gewesen sind. Gibt es doch neben jeder Menge fahrenswerter Strecken auch einiges zu sehen. Motorradfahren und Sightseeing war also unsere Antwort und sorgte für drei wirklich kurzweilige Tage. Die ersten 36 Argumente für die Ecke sind schon die Kurven auf der 3,8 Kilometer langen Auffahrt von Kelbra auf den Kyffhäuser, die wir während unseres Aufenthaltes gleich mehrmals unter die Speichenräder der Triumph Tiger genommen haben, lag doch unser Quartier mit dem Thüringer Hof in Bad Frankenhausen „strategisch günstig“ quasi am Fuße des Berges, der der Region ihren Namen verlieh. Und mit dem Kyffhäuser-Denkmal auch gleich die vielleicht beeindruckendste Sehenswürdigkeit der Ecke beheimatet. Wer die 250 Stufen rauf zum Denkmalsturm nicht scheut, wird mit einem wunderbaren Ausblick belohnt, der auch gleich Appetit zum Weiterfahren macht.
Etwa zur Rappbodetalsperre, zu der parallel die 485 Meter lange Hängebrücke Titan RT über dem Tal posiert und wo unter dem Motto Harzdrenalin auch Nervenkitzel angeboten wird: Beim „Giga-Swing“-Bungee-Jumping stürzt man sich aus 100 Meter Höhe von der Mitte der Brücke in die Tiefe, die Megazipline ist Europas größte Doppelseilrutsche, auf der man mit 85 km/h in 120 Höhenmetern über dem Abgrund der Talsperre hinwegrauscht – rechtzeitige Anmeldung jeweils erforderlich. Wir begnügten uns damit, über die Hängebrücke zu spazieren und die Aussicht zu genießen, rief doch danach schon wieder das Motorrad, das uns kurvenreich in Richtung Stolberg bringen sollte. Der malerische Ort mit seinen typischen Fachwerkhäusern lädt ebenso zum Verweilen ein und bietet sich für einen Mittags-Stopp an – oder auch ein leckeres Eis sowie den Spaziergang rauf zum Schloss. Hochinteressant war auch die Führung durch die Echter Nordhäuser Traditionsbrennerei in Nordhausen, wo wir nicht nur Spannendes aus der langjährigen Geschichte „vom Korn zum Korn“ erfuhren, sondern auch Hochprozentiges mit nach Hause nahmen. Zumindest ebenso spannend fanden die beste Sozia Mel und ich aber auch immer wieder die Strecken zwischen unseren Etappenzielen, welche uns zum Teil durch raue Wälder führten, die fast ein wenig an Skandinavien erinnerten.
Wobei wir nicht nur in die vielfältige Landschaft eintauchten, sondern uns auch unter ihr bewegten. Beim Besuch der Barbarossahöhle waren wir bei einer Temperatur von ca. 9 Grad mit unseren Motorrad-Klamotten gegenüber anderen Besuchern klar im „Vorteil“, als eine von weltweit nur zwei zugänglichen Schauhöhlen im Anhydritgestein (die andere ist die Kungurskaja-Eishöhle in Russland) ist sie mit ihren von der Decke hängenden „Gipslappen“ eine geologische Rarität. Selbstredend, dass ich auch am sogenannten Tisch und Stuhl von Barbarossa für ein Pflichtfoto Platz genommen habe. Ein weiterer Höhepunkt der Tour fand noch tiefer statt – nämlich 700 (!) Meter unter der Erdoberfläche im Erlebnisbergwerk „Glückauf“ Sondershausen. Ganz nach alter Bergmannstradition ging es mit dem Förderkorb hinunter, auf einem Kahn durch unterirdische Seen oder mit dem Transporter durchs unterirdische Straßennetz. Zu DDR-Zeiten arbeiteten im ältesten noch befahrbaren Kalibergwerk der Welt bis zu 3.000 Bergmänner, heute sind es noch etwas mehr als 200.
Für einen ordentlichen Schuss Kultur auf Tour sorgte der Besuch des Panorama Museums unweit unseres Quartiers in Bad Frankenhausen. Ich hätte nicht gedacht, dass mich die Audio-Führung, die einen direkt in die Zeit der Bauernkriege versetzt und das 123 Meter lange sowie 44 Meter hohe Monumentalgemälde des Leipziger Malers und Kunstprofessors Werner Tübke bis ins Detail beschreibt, derart fesseln würde. So wie eben auch die Karstlandschaften und kurvenreichen Straßen der Gegend, die mir einmal mehr beweisen, dass es für lohnende Motorradstrecken nicht zwingend hohe Berge braucht. Schon deshalb, und weil wir bestimmt noch nicht alles gesehen haben, wird uns der Südharz bestimmt wieder sehen.
Mehr von Wolf gibt es unter www.bike-on-tour.com.