Das Motiv
Wer den Brocken von Torfhaus aus besteigt, hat bei guter Sicht auf dem Bohlenweg durch das Torfhausmoor den Blick, den Goethe hier zeichnete. Alles kann so sein, wie Goethe es zeigt, wenn man zur rechten Zeit da ist. Nach seiner Besteigung am 10. Dezember 1777 übernachtete Goethe in Torfhaus beim Förster. Als er nachts noch einmal vors Haus trat, stand der Mond über dem Brocken. Das hielt er am nächsten Tag in Clausthal aus dem Kopf fest, denn dort waren Pferde und Gepäck zurückgelassen, dort fand sich auch ein großer Bogen Papier.
Weniger als 300 waren es zu Goethes Zeit hier oben. Über 600.000 sind es heute. Seit langem sind hier oben die Wege für die Besucherströme abgezäunt. Anders ginge es auch nicht, weil der Berg sonst unter den Menschen verschwinden würde. Abseits der Wege herrscht absolutes Verbot für den Menschen, hier ist Kernzone des Nationalparks. Damit dieser empfindliche Ort so großartig bleibt! Denn der Brocken ist der höchste und beliebteste Berg Norddeutschlands, eine Landmarke. Aber auch Wasserspeicher, Wettermacher und gerade wegen seiner Wildnis Heimat alter Sagen.
Auch Goethes Phantasie war durch Walpurgis und die Hexen am Blocksberg (der alte Name für Brocken) befeuert. Aber nichts war selbstverständlicher als diese Besteigung, denn es herrschte seit Tagen dicker Nebel. Der Draufgänger Goethe kreuzte am Morgen des 10. Dezember einfach beim Förster auf, der die Besteigung für unmöglich hielt, weil man nicht drei Schritt weit sehen konnte. Goethe blieb sitzen und hoffte. Überraschend lichtete es sich. Es war viertel nach zehn Uhr vormittags und der Förster änderte seine Meinung. Um eins standen sie auf dem Brocken und mit Einbruch der Dunkelheit waren sie zurück. Unterwegs entdeckte Goethe, was schon Leonardo den Malern mit auf den Weg gegeben hatte: Schatten sind farbig und veränderlich nach dem Stand der Sonne, sie reflektieren das Licht ihrer Umgebung.