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Brockenhaus

1820

Das Motiv

15. Brockenhaus, Carus © Klassik Stiftung Weimar

Die bisher längste Zeit der Erdgeschichte war der Brocken ohne Gasthaus, dieses Gemälde zeigt das älteste Brockenhaus. Es wurde 1799 errichtet und befand sich mehrfach verändert bis zu seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg genau dort, wo jetzt das Brockenhotel mit dem Selbstbedienungs-Restaurant im Erdgeschoss ist. Über 1000 Menschen täglich können heute hier verpflegt werden. Begrenzter ist die Zahl der Übernachtungen: Mit gutem Grund, denn für alle müssen Versorgungsmittel hinauf transportiert werden. Mit 1141 m Höhe ist auf dem Brocken das höchste Hotel und Restaurant Norddeutschlands.

Carl Gustav Carus malte das Brockenhaus 1820 aus nordöstlicher Richtung. Linkerhand ist ein Stück vom 1736 errichteten Wolkenhäuschen zu sehen. Diese Wetterhütte aus Stein mit hölzernem Spitzdach, Moos in den Steinritzen und einer Bank darin war bei Goethes Besuch 1777 das einzige Gebäude hier oben.

In diesem Bild steckt das ganz persönliche Brocken-Erlebnis des Malers. Es ist früher Morgen, der Vordergrund ist noch kühl und dunkel. Am 30. August 1819 trug sich Carus beim Brockenwirt in das Gästebuch ein. Er hatte - ebenso wie Besucher auf dem Aussichtsturm - im Brockenhaus übernachtet und muss schon vor fünf Uhr morgen draußen gewesen sein. Als genauen Beobachter faszinierten die herumliegenden Steinbrocken, die im Gegenlicht so etwas wie einen Heiligenschein bekommen. Eigentlich suchen Maler sonst immer die Hauptseite eines Gebäudes zu erfassen, wo auch bereits ein begradigter Weg auf den Eingang des Brockenhauses führte. Da hätte es aber kein Gegenlicht und nicht so viele Brocken gegeben, auch kein Wolkenhaus vorn. Daher nimmt Carus die Gebäuderückseite mit Schuppen und Garten in Kauf, ebenso den Turm hinter statt vor dem Gasthaus, den er in den Goldenen Schnitt seiner Bildkomposition setzt. Dieses Bild schenkt er Goethe.

  • Carl Gustav Carus

  • 1820

  • Öl auf Leinwand, 21,2 x 28,9 cm

  • Klassik Stiftung Weimar/Museen (Goethes Besitz), Inv-Nr. GGe/444

Wandertipp

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Über den Künstler

Carl Gustav Carus (1789-1869) war in Dresden ein berühmter Arzt und Schriftsteller, außerdem als Naturwissenschaftler Goethe-Fan. Als solcher war er Neptunist wie Goethe, glaubte an die Gesteinsentstehung durch Wasser und Druck – nicht durch Feuer wie die Plutonisten (Vulkanisten), die später Recht bekommen sollten. Seit 1818 stand er mit Goethe im Austausch, wusste von dessen Harzreise und machte ihm dieses und weitere Gemälde zum Geschenk. Falls er darauf spekuliert hatte, von Goethe nach Weimar eingeladen zu werden und in intensiveren Austausch zu kommen, so glückte das. Carus fühlte sich dem vielseitigen Goethe wesensverwandt und erhoffte Zustimmung für sein künstlerisches Tun. Goethe konnte von dem Arzt fachliche Hinweise für seine anatomischen Thesen erhalten.

Zum Vergleich

15.2 Brockenhaus, Anonym © Sammlung Bode, Hamburg

Anonym, Das Brockenhaus und das Wolkenhäuschen von Südosten, 1820, Radierung, Bildgröße 8,5 x 13,4 cm, Plattengröße 9,7 x 15,9 cm, Sammlung Bode, Hamburg

 

 

15.3 Brockenhaus, Henne © Sammlung Bode, Hamburg

Eberhard Siegfried Henne, Ankunft auf dem Brocken (Das Brockenhaus von Südwesten mit der Teufelskanzel), um 1810, Radierung, Plattengröße 21,7 x 14,4 cm, Sammlung Bode, Hamburg

Druckgraphische Ansichten vom Brocken aus der Zeit, als Carus hier oben war, zeigen uns auch die übrigen Sehenswürdigkeiten auf dem Brocken: das Wolkenhäuschen, das Brockenhaus mit dem Aussichtsturm, und die berühmten Felsen, die schon damals Hexenkanzel und Teufelsaltar hießen. Esel trugen Gepäck für Touristen auf den Berg.

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