© Fotoweberei/Schloß Wernigerode GmbH

Rathaus Wernigerode

1867

Das Motiv

17. Rathaus Wernigerode, Wilberg © Harzmuseum Wernigerode, Foto: Norbert Perner

Malerblicke erzählen Geschichten: Von Stolz berichtet das Marktplatz-Gemälde von Halberstadt, Heiterkeit dagegen versprüht das Rathaus von Wernigerode, das wichtigste Wahrzeichen der Stadt. Es beherrscht die Nordseite des Marktes.

Nur wenige wissen, dass das Rathaus früher ein Spielhaus war und dem Rat der kleinen Stadt von dem hier regierenden Fürsten Stolberg-Wernigerode geschenkt wurde, weil der es nicht mehr brauchte. Bis heute tanzen deshalb an der Fassade des Rathauses die bunten Figuren von Narren, Spielleuten und sogar eine Maikönigin. Sie blieben und wurden durch weitere ergänzt, als die Bürger ihr Rathaus seit 1498 umbauten, erweiterten, reparierten und wieder verbesserten.

Viele denken, das Rathaus mit seinen schönen Erkertürmen ist aus einem Guss. Aber die genauere Betrachtung und der Vergleich mit alten Gemälden zeigt, was alles verändert wurde! Ganze Gebäude wurden angebaut!

Ist es nicht merkwürdig, dass dieses Rathaus zum Wahrzeichen der Stadt werden konnte? Es gibt anderswo ähnlich schöne Fachwerk-Rathäuser. Aber keines wurde so oft dargestellt wie das von Wernigerode. Vielleicht ist es mit Bildern wie mit Schneebällen. Einer fängt an und jedes Bild führt zu dem Wunsch nach neuen Bildern, vor allem, wenn es sich um ein so überraschend putziges Gebäude handelt.

  • Christian Wilberg

  • 1867

  • Öl auf Leinwand, 31 x 44 cm

  • Harzmuseum Wernigerode, Inv.-Nr. 3114, zu sehen in der ständigen Ausstellung

Wandertipp

Empfehlung zum Stadtrundgang
Die Stadt nahm ihren Ausgangspunkt auf dem Klint, einem stillen Winkel, nur ein paar Schritte rechts hinter dem Rathaus. Hier liegt auch das Harzmuseum mit seiner Schatzkammer mit übrigens vielen weiteren Wernigeröder- und Harz-Malerblicken und natürlich auch den abgebildeten Originalgemälden vom Rathaus.

Über den Künstler

Der Maler Christian Wilberg (1839-1882) war noch ganz unberühmt, als er dieses Gemälde vom Rathaus im Sonnenschein schuf. Sechs Jahre zuvor hatte er noch als Stubenmaler bei seinem Vater in Havelberg gearbeitet und nun war er Dekorationsmaler in Berlin. Alles mehr Lohn-Arbeit für den Geldbeutel. Seit seiner Harzreise 1865 versuchte er es immer wieder auf Ausstellungen mit Harzmotiven. Auf dem kleinen Gemälde von 1867 überrascht er zudem mit einem reichen Marktangebot an regionalem Gemüse und es dürfte ziemlich wahrheitsgemäß charakterisiert sein, dass die Bürger von Wernigerode hier nicht Schlange standen oder sich malerisch gruppierten, wie uns das ein raffinierterer Berliner Maler vorführt.

1870 brach der 31jährige Wilberg zu einem Malereistudium nach Düsseldorf auf, später wurde er als Maler von berühmten Orten wie Pergamon oder Potsdam auch selber ein bisschen berühmt und die Nationalgalerie Berlin widmete ihm 1882 sogar eine Personalausstellung.

Zum Vergleich

17.2 Rathaus Wernigerode, Pozzi© Harzmuseum Wernigerode

Charles Villemin nach Carlo Ignazio Pozzi, Der Marktplatz von Wernigerode mit dem Rathaus, 1848, Lithographie, Blattgröße 23,5 x 29 cm, aus: Puttrich, Denkmale der Baukunst des Mittelalters, Lieferung 31-32 (1848), Harzmuseum Wernigerode, Inv-Nr. K 3253

Der Wolthäterbrunnen auf dem Marktplatz ist hier noch nicht dargestellt, auch wenn das Blatt 1848 erschien. Denn die Errichtung verzögerte sich bis ins Jahr 1849. Aber nicht deshalb fehlt der Brunnen. Der Zeichner Ignazio Pozzi aus Dessau (1766-1842) war schon vor längerer Zeit in Wernigerode gewesen und 1842 bereits gestorben.

 

 

17.3 Rathaus Wernigerode, Hoguet © Harzmuseum Wernigerode, Foto: Norbert Perner

Charles Hoguet, Rathaus Wernigerode von der Ostseite, 1861, Öl auf Leinwand, 100 x 66 cm, Dauerleihgabe der Hamburger Kunsthalle im Harzmuseum Wernigerode, zu sehen in der ständigen Ausstellung

So einen Markt auf der Ostseite des Rathauses hat es sicher nie gegeben. Aber mit soviel malerischer Rafinesse ist es geboten, dass wir es glauben wollen. Der Maler Charles Hoguet (1821-1870) war ein Berliner hugenottischer Herkunft, der in Paris und an der Normandie prägende malerische Schulung erhielt. Natürlich auch beim niederländischen Barock vorbeischaute. Theodor Fontane schrieb über ihn begeistert, dass er das Kleine groß mache mit seiner Kunst. Nicht akademische Ämter strebte Hoguet an, sondern ein Sfumato, eine Sinnlichkeit, die bis heute ihre begeisterten Käufer findet. Und in der ständigen Ausstellung des Harzmuseums Wernigerode unbedingt ihren Besuch.

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.