Das Motiv
Mit dem Maler-Standort an der Bastion Scharfe Ecke haben wir den häufigsten Regenstein-Blick eingenommen, den aber doch nur ein Drittel der vielen Darstellungen wählten. Vielleicht ist der Regenstein der unbekannte Favorit unter den Malerblicken. Die Wand des eindrucksvollen Sandstein-Kegels fällt 80 Meter ab, darauf thront eine Burg. Sie wurde ab 1671 zur Festung ausgebaut, doch während des Siebenjährigen Krieges im Februar 1758 von den Preußen gründlich demoliert. Das Pulvermagazin explodierte dabei. Seit dieser Zeit ist die Gewalt, die dem Berg angetan wurde, und sein widerständisches Beharrungsvermögen Teil der bis heute lebendigen Faszination für die Ruine Regenstein.
Das ausgehende 18. Jahrhundert bevorzugt die Ansicht aus dem Tal, der Fels erscheint wie ein breiter Zylinder. Die Romantiker mit Italienerfahrung sehen in der im Regenschatten des Harzes liegenden baumarmen Hügellandschaft eine Art deutsche Campagna: Rotbraun das verbrannte Gras, violett das Heidekraut und weiß der Sand – der blaue Himmel darüber. Auch die Papenberge, die Heimburg und der Ziegenberg werden zu Malerstandorten. Der Realismus der Weimarer Malerschule entdeckt im ausgehenden 19. Jahrhundert den regennassen Fels mit den braungrünen Moosen und den Schnee mit dem bleiernen Himmel darüber.
Einen besonderen Einfall für sein Regenstein-Bild hatte hier der Maler und Journalist Rudolf Cronau. Er erfindet rechts vorn einen so nicht vorhandenen Felsen.