Das Motiv
Das Rathaus mag in der Stadt Wernigerode der reizvollste Architektur-Höhepunkt sein, das Schloss hoch oben über ihm bietet außerdem noch einen berauschenden Landschaftsausblick zum Harzgebirge. „Kaum möchte ein bewohntes Schloß bedeutendere Lage haben, als das wernigerödsche auf hoher Bergeshalde.“ So heißt es 1834 in Zimmermanns Handbuch zum Harzgebirge.
Das Schloss liegt auf einem Felssporn des Agnesberges. Die eigentliche Bergkuppe aber ist 20 Meter höher und unser Malerblick-Standort. Dieser hohe Standort, der die Landschaft dahinter vor unseren Augen ausrollt, ist der besondere Reiz des Blattes, was der Vergleich mit einer handelsüblichen Vedute rasch zeigt. Auf der Zeichnung von Georg Heinrich Crola sehen wir das Schloss noch in seiner barocken Form unter Graf Henrich von Stolberg-Wernigerode. Damals galt das stille Wernigerode als „Ort im Winkel“. Eine Generation später aber kam ein Umbau in einer Üppigkeit und Dichte von Einfällen, Dekoren und Materialien, der ein Höhe- und Endpunkt der historistischen Epoche sein wird. Neuschwanstein mag hier einfallen und das wäre nicht zu hoch gegriffen. Zu besichtigen sind etwa der Festsaal, an welchem Kaiser speisten, der Rauch-Salon, das Schreibkabinett, die neogotische Schloßkirche und natürlich die Königsräume, die auf Besuch aus Berlin warteten.