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Die Moore des Nationalparks Harz

Wenn der Winter geht und der Schnee schmilzt, werden auch die Oberharzer Moore im Nationalpark Harz wieder sichtbar:

Geheimnisvoll liegen sie oft abseits und versteckt in den Waldgebieten. Aufmerksamen Besuchern entgehen sie jedoch nicht - oft genug offenbart sich diese seltsame Landschaft bereits vom Wege aus. Dunkles Wasser schimmert zwischen Moospolstern. Einige Baumkrüppel ragen schief empor. Manchmal liegt ein herber Geruch in der Luft. Wie Wattebällchen muten die weißen Blüten des Wollgrases an, das zwischen März und Mai je nach Länge des Winters blüht. Die Harzer Moore sind weitgehend in ihrer Ursprünglichkeit erhalten und bieten Lebensraum für besondere Tier- und Pflanzenarten. Vom Aussterben bedrohte Schmetterlinge wie der Moosbeeren-Grauspanner leben hier. Die seltene Alpen-Smaragdlibelle und auch die Hochmoor-Mosaikjungfer, ebenfalls eine Libellenart, schwirren lautlos durch die Luft. Es ist eine stille Landschaft, durch die an einigen Orten des Nationalparks Harz Stege eine sichere Wanderung ermöglichen.

Wissenswertes über die Moore im Harz

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Moore sind nasse Lebensräume, die in Gebieten entstehen, in denen die Niederschlagsmenge größer ist als der Wasserverlust durch Verdunstung und Abflüsse. Der damit verbundene Sauerstoffmangel führt zu einem unvollständigen Abbau von Pflanzenresten und der für Moore so typischen Bildung von Torf. Im Nationalpark Harz befinden sich diese Moorgebiete vorwiegend westlich des Brockens, oberhalb 700 Metern über N.N. Hier, auf der Regenseite der Harzer Berge, fallen etwa 1.500 Millimeter Niederschlag im Jahr. Laienhaft betrachtet, scheinen sich Moore, insbesondere im Sommer, wenn die Vegetation kräftig grün ist, nicht sehr von einer Wiese zu unterscheiden. Doch schon im Frühling und im Frühsommer zeigt sich anhand der verschiedenen Blüten, dass sich die im Moor lebenden Pflanzen von denen anderer Standorte stark unterscheiden.

Wieso aber wächst hier kein Wald, wo doch bekanntermaßen der gesamte Harz von Natur aus ein großes Waldgebiet ist? Wasserreichtum, Sauerstoffmangel und Nährstoffarmut sind die wesentlichen Faktoren für die Entwicklung von Mooren. Hohe Niederschlagsraten führen zu einem großen Wasserangebot im Boden. An entsprechenden Stellen, so in Mulden, kommt es zu einer weiteren Konzentration von Wasser. Hier können nur noch Pflanzen gedeihen, die mit einem hohen Wasserstand zurechtkommen. Neben einigen Baumarten wie Moorbirke oder auch Erle sind dies vor allem verschiedene Gräser und besonders wichtig: Torfmoose, die in ihren Moospolstern große Mengen Wasser speichern. Der hohe Wassergehalt in diesen Landschaften bedingt einen Sauerstoffmangel im Wurzelbereich der Pflanzen. Die absterbende Pflanzensubstanz wird nur unvollständig abgebaut und es bildet sich Torf. Der so entstandene organische und nährstoffarme Boden bietet nur Spezialisten einen Lebensraum, was die besondere Vegetation der Hochmoore erklärt. So gehört der Rundblättrige Sonnentau zu den eher verborgenen Kostbarkeiten der Natur. Diese winzig kleine Pflanze hat es in sich, ist es doch eine der wenigen fleischfressenden Pflanzen des Harzes. Diese unscheinbaren, nur wenige Zentimeter großen Pflanzen sind bestens an ihren Lebensraum angepasst. Sie haben sich nämlich eine zusätzliche Nährstoffquelle erschlossen: Kleine Insekten bleiben an den mit Klebtröpfchen besetzten Drüsenhaaren der Blätter hängen und können in ein bis zwei Tagen von den Pflanzen verdaut werden.

Die Moore gehören zu den ältesten Biotopen im Nationalpark Harz. Mit dem Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, begann die Vermoorung in unserem Mittelgebirge. Ab ca. 3.000 v. Chr. kam es dann zu einer deutlichen Moorausbreitung und bereits vor rund 3.000 Jahren war in etwa die heutige Ausdehnung der Moore erreicht. Einige der Pflanzen, die in den Harzmooren zu den großen Besonderheiten zählen, werden als Eiszeitrelikte bezeichnet. Fachleute gehen davon aus, dass sie während der Eiszeit in Mitteleuropa weiter verbreitet waren und in der Folgezeit nur noch in kleinen Refugien – wie z. B. den Mooren – überdauern konnten. Dazu zählt z.B. die Zwergbirke (Betula nana), die in mehreren Mooren des Nationalparks zwar kleine, aber sehr vitale Bestände bildet. Wer schon einmal die weiten Landschaften Skandinaviens besucht hat, kennt diese bei uns so seltene Art als steten Begleiter seiner Wanderungen. Während die Wälder sich erst allmählich in der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung einstellten und hinsichtlich ihrer Ausgestaltung im Laufe der Jahrtausende viele Wandlungen erfuhren, dürften sich die Moore in ihrem Charakter vergleichsweise wenig geändert haben – hier liegen rund 10.000 Jahre Landschaftsgeschichte offen vor uns!

Moorwandertipps

Wer von Torfhaus über den Goetheweg zum Brocken wandert, betritt nicht weit nach Verlassen der Siedlung linkerhand einen schmalen Holzbohlenweg, verlässt den Wald und befindet sich auf einer kleinen Ebene mit völlig anderer Vegetation. Bei einer Wanderung über das Große Torfhausmoor, auch Radauer Born-Moor genannt, sind vom Bohlenweg viele moortypische Pflanzen zu entdecken: Rosmarinheide und Moosbeere, Wollgras und Rasige Haarsimse und auch das Heidekraut sieht man regelmäßig. Auch den versteckten Rundblättrigen Sonnentau gilt es hier zu entdecken. Die Bänke entlang des Bohlenweges bieten Momente zum Innehalten, um die Stille der Natur auf sich wirken zu lassen und den Blick bis zum Brocken zu genießen. Auch am Oderteich, zwischen Sonnenberg und der B4 gelegen, bietet sich eine Moorwanderung an. Wer vom Südwestufer des Oderteiches nach Nordosten blickt, entdeckt zwischen den bewaldeten Ufern eine offene, weitgehend baumfreie Fläche, die sich von der übrigen Umgebung des Gewässers unterscheidet – ein Moor. Entlang des WasserWanderWegs Oderteich geht es einmal um den Oderteich.

Tipp: Wandern Sie von Torfhaus über den Märchenweg zum Oderteich. Die vier Kilometer lange Strecke verbindet besondere Naturerlebnisse an den Hochmooren und auf verwunschenen Pfaden in den Harzer Wäldern.

Weitere Moore finden Wanderer am Dreieckigen Pfahl und auf dem Hohnekamm, ebenfalls auf einem Bohlenstieg sicher zu begehen. Zur Schonung der empfindlichen Vegetation und des eigenen Schuhwerks empfiehlt es sich im Falle einer Moorwanderung, ausnahmsweise ,„auf dem Holzweg“ zu bleiben – belohnt wird man mit einem wunderschönen Naturerlebnis!

© Sebastian Berbalk

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