oder: Zum Teufel mit der Schönheit
oder: Zum Teufel mit der Schönheit
In Goslar, unterhalb der imposanten Kaiserpfalz stehen die Reste der Stiftskirche St. Simon und Juda. Die sogenannte Domvorhalle erinnert an die 1819 abgetragene Kirche. Unter den noch heute hier zusehenden Ausstattungsstücken des ehemaligen Gotteshauses, u.a. ein fast tausendjähriger Kaiserthron, befanden sich früher noch andere Merkwürdigkeiten...
Als noch der Dom zu Goslar stand, von dem bis heute die Vorhalle erhalten ist, gehörte zu seinen Sehenswürdigkeiten ein Sarg. In diesem sah man eine Frau und zu ihren Füßen ein kleines Hündchen. Dazu wurde folgende Geschichte erzählt: Ein Kaiser, man sagt Heinrich III., hatte eine Tochter, die von solcher Schönheit war, dass sich ihr eigener Vater in sie verliebte und sie zur Frau begehrte. Die Kaiserstochter sträubte sich gegen dieses unchristliche Ansinnen, aber es half nichts, die Hochzeit wurde beschlossen. In der Nacht vor ihrer Vermählung flehte die Unglückliche voller Verzweiflung die Mutter Maria an, die auch erschien und fragte, wie sie helfen könne. Da sagte die Prinzessin, dass sie lieber hässlich werden wolle, als ihren eigenen Vater heiraten. Dieser Wunsch wurde ihr so gut erfüllt, dass am nächsten Morgen der Kaiser seine eigene Tochter nicht mehr erkannte und als er dies endlich tat, wollte er sie hinrichten lassen. Doch seine Minister legen Fürbitte ein. Der Regent eröffnete folgende Möglichkeit zur Gnade: Die Tochter solle innerhalb von acht Tagen ein Altartuch für den Dom weben und besticken. Da er wusste, dass sie handwerklich geschickt war, gab er so genaue Angaben, dass ein normaler Mensch für das Tuch ein Jahr gebraucht hätte.
Die Prinzessin aber dachte, wenn ihr Mutter Maria einmal geholfen habe, so werde sie es auch ein zweites Mal tun. Doch gefehlt, trotz allen Flehens und Betens erschien kein göttlicher Beistand. In ihrer Not rief die Kaiserstochter in der dritten Nacht den Bösen an, der prompt auftauchte. Er versprach, das Tuch herzustellen unter der Bedingung, dass ihm die Prinzessin die Seele verschreibe. Darauf ging sie partout nicht ein, so dass am Ende folgender Vertrag aufgesetzt wurde: Der Teufel werde das Tuch fertigen und wenn die Prinzessin in der letzten Nach zwischen elf und zwölf Uhr wach sei, dann werde ihr die Seele geschenkt.
Mit des Teufels Hand ging ihr nun die Arbeit recht schnell und wunderbar von der Hand. Aber in der letzten Nacht, kurz vor der Fertigstellung des Altartuches fielen ihr vor großer Müdigkeit die Augen zu. In ihrem Schoße aber saß ihr treues Hündchen Quedel, dass nicht von ihr wich. Und Quedel hörte kurz vor elf den Bösen, wie er zum Zimmer kam und fing laut an zu bellen. Die Prinzessin wachte auf und ward so gerettet, der Teufel jedoch zerschmetterte aus Wut über den vereitelten Plan das Hündlein an der Wand. In Andenken an diese Gefahr hat die Kaiserstochter das Kloster Quedlinburg bauen und das Hündlein einbalsamieren lassen. Als sie starb, wurde das Tier wie sie es sich gewünscht hatte, zu ihren Füßen in den Sarg gelegt.