© Oliver Henze, Andreas Lander

Die verzauberte Prinzessin Ilse

Auf einen Blick

  • Ilsenburg

oder: Wenn Liebe blind macht

Im Wald, nicht weit vom Ende des Städtchens Ilsenburg entfernt, ragt ein markanter Felsen in das Tal, in dem das Flüsschen Ilse munter von Stein zu Stein springt. So idyllisch der Ort heute scheint, ist er doch in der Vergangenheit Schauplatz einer traurigen Geschichte gewesen...

Dort, wo heute der Ilsestein thront, stand ehemals ein größerer Felsen mit einem Schloss. Hier lebte der König Ilsung mit seiner Tochter Ilse, die alle Ritter weit und breit durch ihre Gestalt und ihr Wesen bezauberte. Diese Schönheit neideten ihr von Herzen eine reiche, alte Hexe und deren Tochter, Trude genannt. Sie wohnten im Tal, nahe bei dem Schloss, aber nie hielt einer der Bewerber an, um nur einen Blick auf Trude zu werfen. Eines Tages kam ein Edler bei ihnen an, um erschöpft von der Reise eine Übernachtung zu erbitten. Trude verliebte sich sofort in den schönen, freundlichen Jüngling und beschwor die Mutter ihren Zauber anzuwenden. Im Schlaf tröpfelte sie dem Ritter Tropfen in die Augen. Trude hatte sich neben ihn zu setzen und sollte das erste sein, was er nach dem Schlaf erblickte. Der Zauber gelang. Plötzlich erschien dem Jüngling die Hexentochter als das liebste Wesen und er vergaß den Zweck seiner Reise.

Schon war alles zur Hochzeit gerüstet, als der Ritter allein im Wald unterwegs war und sich in einem klaren Gebirgswasser durch Zufall den Zauber aus den Augen wusch. Mit Schrecken erkannte er seinen Irrtum. Ohne zu Warten begab er sich nach Ilsung’s Festung. Ilse und der fremde Jüngling waren füreinander bestimmt, sich das erste Mal sehen und verlieben war eins. Auch der König hatte nichts gegen den bescheidenen Edlen und gab dem Paar seinen Segen. Trude war außer sich, so dass ihre Mutter sprach: „Sollst Du ihn nicht haben, soll ihn keine haben!“. In der Walpurgisnacht ritt die alte Hexe auf ihrem Besen zum Brocken und bat den Höllenfürsten um Hilfe. Mit vereinten Zauberkräften schickten sie ein fürchterliches Unwetter das Tal hinab, so dass Teile des Ilsefelsens, das Schloss und seine Bewohner mit weggerissen wurden. Ilse wurde durch geheime Kräfte gerettet, aber in den Berg verwunschen.

Manchmal noch hört man sie wehklagend den Liebsten suchen, ab und zu zeigt sie sich auch oder geht in dem nach ihr benannten Fluss baden. Nähert man sich ihr ehrlichen Herzens, wird man reich beschenkt; hat man jedoch Böses im Sinn, wird man in eine der alten, flechtenbehangenen Tannen verwandelt:

Es stehen der Tannen gar viele
In ihres Bades Näh’ –
Es hat sie alle verzaubert
Die keusche Wasserfee.

Auf der Karte

38871 Ilsenburg


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