Gekonnt kreiselt der Holzscheit in den Händen des Köhlers. Mit geschultem Blick weist er ihm seinen Platz zu, eng angeschmiegt an seine hölzernen Geschwister. Kein Hohlraum darf im Meiler entstehen. „In solch einer Kammer befindet sich Luft, und die ist Gift für das Verkohlen. Wir wollen den Sauerstoffgehalt ja kontrollieren“, erklärt Immo Feldmer, während er den nächsten Holzscheit vom Stapel greift. Gemeinsam mit Bruder Sascha errichtet er einen neuen Erdmeiler. In zwei Etagen werden die meterlangen Hölzer rund um den Quandelschacht, eine Art hölzerner Schornstein, gestapelt. Scheit um Scheit wächst der Meiler. Am Ende wird er einen Durchmesser von sieben Metern und eine Höhe von 2,50 Meter erreichen. Doch bis dahin müssen sich die Köhler noch um zwei weitere Meiler kümmern, das nächste Holz vorbereiten, Gäste in ihrer großen Köhlerhütte versorgen und wissbegierige Besucher durch ihr Museum führen.
Peter Feldmer hatte mit der Köhlerei damals noch nichts im Sinn. Nach dem Fall der Mauer erwarb der Forstingenieur 1991 die Köhlerei und konnte glücklicherweise zunächst die Handelsverträge mit den Supermarktketten weiter bedienen. Mit sieben Mitarbeitern produzierte er etwa halb so viel wie bisher. Doch Konkurrenzdruck aus Osteuropa wuchs, die Preise fielen. 1995 zog Peter Feldmer die Reißleine und belieferte nur noch kleine Händler in der Region. "Immer häufiger verliefen sich Touristen zu uns, angezogen von dunklen Rauchschwaden, und schauten neugierig, was hier passierte", erinnert sich Peter Feldmer lächelnd. "Schnell entwickelte sich daraus die Idee! Wir bauen einen Schaumeiler und ein kleines Museum mit Imbiss." 1996 stieg Sohn Sascha in das Unternehmen ein und übernahm, kaufmännisch ausgebildet, neben der Köhlerei fortan die Buchhaltung sowie den Ein- und Verkauf. Drei Jahre später stieß Immo dazu. Mittlerweile stellt das Dreiergespann durchschnittlich fünfzig Tonnen Holzkohle im Jahr her und beköstigt die wachsende Schar der Gäste in einer geräumigen Köhlerhütte. Diese bildet zudem eine angesagte Lokalität für zahlreiche, übers Jahr verteilte Veranstaltungen, organisiert mit regionalen Partnern. Über das Köhlerhandwerk informiert das – übrigens – erste und bis heute einzige Köhlereimuseum Deutschlands. Darüber hinaus vermitteln originale Relikte auf dem Köhlerpfad nach Hasselfelde, der auch Teil des Harzer Hexen-Stiegs ist, authentisch Wissen.