Das Motiv
Standort dieses Malerblicks war die alte Reichsburg Kyffhausen, genauer deren Unterburg. Von hier sehen wir über einen Abgrund hinüber zur Oberburg auf den Barbarossaturm, am Abhang dahinter die Rothenburg, rechts die Goldene Aue und in der Ferne den Harz mit dem Brocken. Natürlich hat der Barbarossaturm seinen Namen durch die bekannte Sage erhalten, nach welcher der staufische Kaiser hier unten im Berg noch lebt und eines Tages das zersplitterte Deutschland endlich wieder einen wird. Die Burg war ein vielbesuchter Ort gerade seit den Zeiten der nationalen Bedrohung während der napoleonischen Krieg und den Befreiungskämpfen. Das zeigt uns der Dresdner Maler durch eine Gruppe junger Männer im Vordergrund; hier hat er sich auch selbst mit ins Bild gebracht. Heute stehen wir auf der Terrasse des Kyffhäuserdenkmals und können die Aussicht genauso erleben. Aber der Blick von der Unterburg ist durch den Denkmalsbau von 1890 bis 1896 versperrt. Für gewaltige neue Terrassenmauern wurden alte Burgmauern beseitigt. Das wilhelminische Deutschland, das zwanzig Jahre später loszog um draufzuhauen, präsentiert hier schon mal seine Träume von Einigsein als Vollender der Träume Kaiser Barbarossas. Die Ansicht bewahrt uns die Erinnerung an eine der größten deutschen Burgen von über 300 Metern Länge und regt an zum Nachdenken über Patriotismus und Nation – schwierige Themen für uns Deutsche.